Mit dem SC Braga kam am Samstagabend die Mannschaft der Stunde ins Estádio da Luz. Seit der Entlassung von Trainer Ricardo Sá Pinto und dem Engagement des ehemaligen Benfica-Profis Rúben Amorim holte der Meisterschaftsvierte der Vorsaison aus neun Spielen satte 25 Zähler. Unter anderem gleich zwei Siege gegen den FC Porto im Estádio do Dragão sowie im Finale des Ligapokals sorgten dafür, dass in der Hauptstadt sicher niemand das Team des 35-jährigen Trainerneulings unterschätzen würde.
Benfica benötigte seinerseits dringend ein Erfolgserlebnis, um den Negativtrend der letzten Spiele zu beenden. Nach der verdienten Niederlage am vergangenen Samstag beim FC Porto konnte das 1:1 unter der Woche beim FC Famalicão und die damit verbundene Qualifikation für das Pokalendspiel nicht für frische Zuversicht sorgen, denn dafür war die Leistung der Adler einfach zu schwach.
Entsprechend entschlossen ging der Rekordmeister vor fast 60.000 Zuschauern in die Partie. Nach fünf Minuten hatte Rafa bereits den Führungstreffer auf dem Fuß, zielte aber knapp am Tor vorbei. Nur wenig später vergab Vinícius eine weitere Großchance. Die Gäste überliessen Benfica zunächst das Kommando und setzten auf Konter, kamen mit zunehmender Spielzeit jedoch immer besser in die Partie. Es dauerte bis zur 42. Minute, ehe sich Vinícius eine weitere Gelegenheit zum Torjubel bot, doch der ansonsten so treffsichere Mittelstürmer vergab erneut, diesmal per Kopf. So waren es die Gäste aus Braga, die unmittelbar vor dem Pausenpfiff in Führung gingen. Nach einer Ecke köpfte Palhinha aus kurzer Distanz unhaltbar für den ansonsten erneut glänzend parierenden Odysseas ein.
Im zweiten Durchgang agierte Benfica nach einem frühen Pfostentreffer von Vinícius zunehmend nervöser und leider auch kopfloser. Erneut wurde deutlich, dass die Abwehr alles andere als sattelfest ist und es zudem an Ideen im Spielaufbau mangelt. Lediglich Taarabt war bemüht Impulse zu setzen, ansonsten verloren die Adler im Mittelfeld immer häufiger den Ball an einen Gegner, der keineswegs daran dachte, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen, sondern fröhlich die Freiräume nutzte, die die Hausherren jetzt immer häufiger boten.
Nach einer Stunde setzte Trainer Bruno Lage erneut auf seinen „Plan B“, mit dem er bereits in Porto Schiffbruch erlitten hatte. Zunächst brachte er mit Seferovic einen weiteren Mittelstürmer für Cervi, der fortan im Aufbauspiel schmerzlich vermisst wurde. Eine Auswechslung, die vom Publikum mit einem Pfeifkonzert quittiert wurde. Später kamen dann Chiquinho für Weigl und Dyego Sousa für Tomás Tavares. Damit war die Offensive wie vor einer Woche mit fünf Spielern überbevölkert, die Mannschaft zerfiel endgültig in ihre Einzelteile. Die Gäste hatten jetzt zunehmend leichtes Spiel und waren gegen Ende der Partie dem zweite Treffer näher als Benfica dem Ausgleich. Am Ende konnten die Spieler von Rúben Amorim den ersten Sieg des SC Braga bei Benfica nach 65 Jahren feiern.
Es ist schwer möglich zu beurteilen, was Lage dazu veranlasst, die immer gleichen taktischen Fehler zu wiederholen. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von André Almeida, Jardel und vor allem Gabriel hat er natürlich weniger Optionen auf der Bank. Trotzdem ist augenfällig, wie ideenlos der Rekordmeister häufig auftritt. Der für portugiesische Verhältnisse sündhaft teure Kader spielt in letzter Zeit wieder erschreckend schlechten Fußball. Sollte der FC Porto heute erwartungsgemäß bei Vitória Guimarães gewinnen, wäre der Vorsprung der Adler binnen acht Tagen von sieben Punkten auf einen einzigen Zähler zusammengeschmolzen.
Weiter geht es für Benfica am kommenden Donnerstag in der Europa League mit der Partie bei Schachtar Donezk, die um 19 Uhr beginnt und von DAZN live übertragen wird. Eine Partie, die nach den jüngsten Ereignissen wahrscheinlich nur wenig Grund zur Freude bieten wird. Es ist davon auszugehen, dass Bruno Lage wie in der Vorsaison seine Stammspieler auf europäischer Bühne für die nächste Aufgabe in der nationalen Liga schonen wird.
Die steht am Montag, dem 24. Februar mit der Begegnung beim heimstarken Aufsteiger Gil Vicente an. Das Spiel wird um 20.30 Uhr deutscher Zeit angepfiffen und ist bei sportdigital zu sehen.
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SL Benfica - SC Braga 0:1
Liga NOS, 21. Spieltag
Samstag, 15. Februar 2020, 19 Uhr
Estádio do Sport Lisboa e Benfica, 59.371 Zuschauer
Mannschaftsaufstellung: Odysseas, Tomás Tavares (85. Dyego Sousa), Rúben Dias, Ferro, Grimaldo, Pizzi, Taarabt, Weigl (79. Chiquinho), Cervi (62. Seferovic), Rafa, Vinícius
Torschütze: 0:1 Palhinha (45.)
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