Eigentlich gibt es nicht wirklich viel über den Auftritt von Benfica im nur 55 Kilometer südlich von Lissabon gelegenen Setúbal zu berichten. Unter der Woche hatte Vitórias Torhüter Makaridze mit der erstaunlichen Erklärung für Aufsehen gesorgt, es würde ihn nicht stören, alle nachfolgenden Spiele zu verlieren, wenn seine Mannschaft nur gegen Benfica nicht unterliegen würde. In Setúbal selbst störte sich niemand weiter daran, dass diese Einstellung des eigenen Torhüters ein wenig unsportlich ist und obendrein den Abstieg von Vitória zur Folge hätte. Ein weiteres Kapitel der an Folklore so reichen Liga NOS.
Diejenigen unter euch, die sich hier über das Spielgeschehen am gestrigen Abend informieren möchten, könnte ich getrost auf meine Chronik zur Partie gegen Moreirense am vergangenen Montagabend verweisen. Wieder hatte Benfica im ersten Durchgang enorm viel Ballbesitz, wusste aber mit dem Spielgerät spätestens in der gegnerischen Hälfte nur wenig anzufangen. Nach ereignisarmen 45 Minuten war der Pausenpfiff fast schon eine Erlösung.
Gleich nach Wiederbeginn kassierte der Rekordmeister den inzwischen obligatorischen Gegentreffer und agierte fortan im Panikmodus. Durch einen verwandelten Foulelfmeter gelang Pizzi nur fünf Minuten später dennoch der Ausgleich. In der 76. Minute legte sich Pizzi nach einem vorangegangenen Handspiel den Ball erneut auf den Punkt, schoss diesmal aber beherzt am Tor vorbei. Damit hat Pizzi in den letzten zwei Spielen gleich drei Strafstöße vergeben, die seiner Mannschaft streng genommen vier Punkte und damit die Tabellenführung gekostet haben.
Darüber, ob diese Tabellenführung verdient wäre, lässt sich trefflich philosophieren. Die Mannschaft ist in einer katastrophalen Verfassung, hat aber unverändert nur einen Zähler Rückstand auf den FC Porto, der im Anschluß an die Partie in Setúbal vor heimischem Publikum nicht über ein 1:1 gegen Rio Ave hinaus kam.
Zweifelsfrei erleben wir die schwächste Meisterschaft des letzten Jahrzehnts. Es ist kein Zufall, dass bereits im Februar alle portugiesischen Teilnehmer aus den europäischen Wettbewerben ausgeschieden sind. Fast erweckt es derzeit den Anschein, die beiden Titelanwärter würden sich ein wenig schämen, an der Tabellenspitze der Liga NOS zu stehen.
Da ist es nur ein schwacher Trost, dass Benfica in der vergangenen Woche einen Rekordgewinn von 104 Millionen Euro verkündete. So lobenswert und wichtig es ist, dass die Adler im Gegensatz zu ihren Konkurrenten mittlerweile finanziell wieder richtig solide aufgestellt sind, so gefährlich kann die fast schon manische Fixierung auf Gewinne mittelfristig werden. Es ist wahrlich keine bahnbrechende Erkenntnis, dass Fußballvereine vom sportlichen Erfolg abhängig sind. Künftige Ticket- und Trikotverkäufe, Sponsoren und auch Spielerverpflichtungen, alles ist mit Siegen auf dem Rasen im hier und jetzt verbunden.
In einer Zeit, in der der FC Porto unter Aufsicht der UEFA steht, verspielt Benfica wahrscheinlich gerade die historische Gelegenheit, den Erzrivalen durch eine etwas mutigere Investitionspolitik auf lange Jahre zu distanzieren.
Weiter geht es am kommenden Samstag mit dem Heimspiel gegen CD Tondela. Die Partie wird um 19 Uhr deutscher Zeit angepfiffen und von sportdigital live übertragen.
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Vitória Setúbal - SL Benfica 1:1
Liga NOS, 24. Spieltag
Samstag, 7. März 2020, 18 Uhr
Estádio do Bonfim, 9.152 Zuschauer
Mannschaftsaufstellung: Odysseas, Tomás Tavares, Rúben Dias, Ferro, Grimaldo, Pizzi, Taarabt, Samaris (72. Dyego Sousa), Cervi (72. Weigl), Chiquinho (56. Rafa), Vinícius
Torschützen: 1:0 Carlinhos (46.), 1:1 Pizzi (51. FE)
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